Eigentlich war nur geplant, ATARI Works mal eben zu installieren und auszuprobieren. Dies entpuppte sich als durchaus komplizierter als gedacht.
Programm beschaffen und installieren
AtariWorks ist als Archiv AtariWorks1.207.zip aus der Liste der essentiellen Atari Programme zu beziehen. Die ZIP Datei enthält drei .st Files; diese Dateien sind Abbilder der Original-Disketten.
Eigentlich sollten sich diese mit einem PC Laufwerk und unter Linux recht einfach auf DD-Disketten schreiben lassen. Hier ergab sich aber das erste Problem: Mein Diskettenlaufwerk scheint nicht hinreichend „RAW“ kompatibel zu sein, die erforderliche Formattierung liess sich nicht erzeugen. Umgekehrt war auch eine mit dem Acorn RiscPC erstellte Diskette nicht verwendbar, diese wurde nicht erkannt.
Mein Atari STE verfügt aber über ein HD-Laufwerk, DD Disketten sind also nicht zwangsläufig erforderlich. Das Umkopieren der Abbilder auf eine MSDOS formattierte Diskette unter Linux mit den MTools geht so:
mcopy -i name_des_abbilds.st -s ::/ a:
Dies kopiert alle Dateien aus dem Abbild auf die Diskette im Laufwerk. Dies muss für alle drei Abbilder wiederholt werden (also drei Disketten), weil das Installationsprogramm auf dem Atari die Disketten anhand einer Kenndatei abfragt.
Die Installation auf dem Atari STE geht dank Installationsprogramm unkompliziert.
GDOS Installation
Nach dem ersten Programmstart wurde allerdings ein fehlendes GDOS angemahnt, es liessen sich keine Schriftarten auswählen. Hier offenbarte sich ein Mangel meiner STE Installation, diese Funktionen waren tatsächlich nicht installiert.
Also fragte ich mich: Was ist GDOS eigentlich?
GDOS ist eine Softwarekomponente der grafischen Oberfläche (GEM) des Atari. Es nimmt Kommandos von einer anderen GEM Komponente, dem VDI (virtual device interface) entgegen und schickt diese an den passenden Devicetreiber, z.B. für die Bildschirmdarstellung oder einen Drucker. GDOS erlaubt z.B. die Verwendung unterschiedlicher Fonts und auch die Verwendung von jeweils für ein bestimmtes Device optimierter Fonts. Erst mit GDOS (oder einem der später erschienenen, funktional ähnlichen Nachfolgern) können verschiedene Schriften dargestellt werden. Allerdings ist GDOS nicht Bestandteil der System ROMs des Atari, sondern muss separat installiert werden.
GDOS selbst war im Internet nicht zu finden. Zwar existiert ein Image der Originaldiskette, dieses ist aber für die Verwendung in Emulatoren gedacht und läßt sich nicht auf echte Disks zurückschreiben. Glücklicherweise gibt es aber eine PD-Implementierung, nämlich AMCGDOS. Folgende Dateien sind also ersteinmal herunterzuladen:
Wer die Original-GDOS Disketten besitzt oder ein sogar NVDI, hat es natürlich gut. NVDI kann einiges mehr als das AMCGDOS und das Atari GDOS, insbesondere gibt es mehr Treiber auch für Drucker und Grafikkarten. NVDI ist aber nach wie vor lizenzkostenpflichtig. Tipps finden sich leicht, wenn man nach NVDI 5 im Internet sucht.
|
Zur Installation sind folgende Schritte nötig:
- Datei AMCGDOS.PRG aus amcgdos.arc nach C:AUTO auspacken
- Ein Verzeichnis C:GEMSYS erstellen und die Datei gdosfnt1.lha dorthinein entpacken
- Eine Textdatei C:ASSIGN.SYS erstellen mit folgendem Inhalt:
PATH=C:\GEMSYS
;
01p SCREEN.SYS
CHIC09.FNT
CHIC12.FNT
CHIC18.FNT
;
02p SCREEN.SYS
;
03p SCREEN.SYS
;
04p SCREEN.SYS
CHIC09.FNT
CHIC12.FNT
CHIC18.FNT
;
21
;
31r META.SYS
Eine kurze Beschreibung des Dateiinhalts:
- PATH gibt den Pfad zu den Schriften an
- Alles hinter einem Semikolon ist ein Kommentar
- Es gibt mehrere Sektionen:
- 01p SCREEN.SYS: Gültig für alle Programme, die keine bestimmte Auflösung verlangen
- 02p SCREEN.SYS: Gültig für alle Programme, die niedrige Farbauflösung verlangen
- 03p SCREEN.SYS: Gültig für alle Programme, die mittlere Farbauflösung Auflösung verlangen
- 04p SCREEN.SYS: Gültig für alle Programme, die hochauflösende Monochromdarstellung verlangen
- 21: Sektion für Drucker; hier fehlt eine Treiberangabe (richtig wäre z.B. 21 FX80.SYS).
Dies lädt zunächst nur die Schriftart Chicago in drei Auflösungen für auflösungsunabhängige und HiRes Anwendungen. Weitere Fonts lassen sich dann nach diesem Muster hinzuladen.
Leider fehlt mir noch ein passender Druckertreiber für meinen NEC P6 und die dazugehörenden Fonts, darum ist die Sektion „21“ leer. Hier zeigt sich der Nachteil des Systems: Jeder Drucker braucht eigene Fonts (und natürlich einen Treiber). Genau genommen braucht jedes Device einen eigenen Treiber. Allerdings ist der für den Bildschirm bereits Bestandteil von GDOS, der Treibername SCREEN.SYS ist ein „Dummy“ und nur der Syntax halber erforderlich.
- Danach den Atari neu starten
- AMCGDOS sollte sich beim Booten entsprechend melden. Bei Fehlern / Abstürzen kann das System mit gedrückter CTRL Taste neu gestartet werden. AMCGDOS meldet dann, das es sich nicht lädt.
Nach diesen Mühen zeigt sich die neue Schriftart dann auch in AtariWorks.