Ich stehe oft vor der Aufgabe, bestehende Linux-Installationen mit installierten Anwendungen auf andere Maschinen (Zielsystem) zu kopieren, die bestehende Maschine (Quellsystem) also sozusagen zu klonieren. Unter Linux ist das mit Bordmitteln und den jeweiligen Installationsmedien nicht schwierig.
Die nachfolgenden Pfade beziehen sich auf Red Hat / CentOS / Fedora, bei anderen Distributionen können Änderungen nötig sein
- Auf dem Quellsystem mittels tar ein Vollbackup erzeugen. Ich erzeuge immer eine Backup-Datei pro Verzeichnis in der Wurzel (also /). Hierbei dürfen die Verzeichnisse /proc, /sys, /boot und /mnt nicht gesichert werden, auf /tmp verzichte ich auch meistens. Am besten geht das so:
tar -cvzpSlf archiv.tgz /verzeichnis
Die so erzeugten Dateien brenne ich auf CDROM oder schiebe sie auf ein System im Netz, z.B. per FTP.
Beachten sollte man aber:- Alle Anwendungen bzw. Daemons sollten beendet sein (stop über die Init-Scripts)
- Es sollten keine Benutzer auf dem Quellsystem arbeiten.
- Das Zielsystem erhält mittels der Installationsmedien ersteinmal eine Minimalinstallation. Dabei verzichte ich i.d.R. auch auf eine grafische Oberfläche; meist klone ich so Applikationsserver ohne direkte Benutzer-Logins auf dem System. Die Partitionierung kann aber vom Quellsystem abweichen, auch andere Hardware-Ausstattung ist meist kein Problem.
- Unter /root lege ich ein Verzeichnis „orig“ an, dort hinein kopiere ich die Dateien:
- /etc/fstab
- /etc/mtab
- /etc/modprobe.conf oder modules.conf
- /etc/modprobe.d (mit cp-a)
- /boot (als tar-Archiv)
- Dann entpacke ich nacheinander die Archive aus dem Backup des Quellsystems
- Anschliessend kopiere ich aus /ect gesicherten Dateien zurück.
- Hat man versehentlich doch /boot kopiert, muss man jetzt die oben erstellte Sicherung wieder entpacken
- Jetzt ist ein Neustart fällig, der eigentlich klappen sollte.
Oft beschwert sich die Hardware-Erkennung (Red Hat kudzu) über veränderte Hardware, die Meldungen muss man eben abarbeiten. Sofern beim Backup des Quellsystems nicht alle Anwendungen gestoppt waren, können ebenfalls Fehlermeldungen auftreten. Bei 2.Reboot sollten diese aber nicht mehr erscheinen.
Wichtig ist: Diese Methode funktioniert nur, wenn man für die Minimalinstallation die gleiche Distribution und die gleiche Version benutzt, wie sie das Zielsystem besitzt.
Probleme kann es geben, wenn auch dem Quellsystem durch Anwendungsinstallationen Binaries oder Bibliotheken durch andere Versionen überschrieben wurden, die auf dem Zielsystem aufgrund anderer Hardware nicht „passen“. Meist klappt das Vorgehen aber ohne Probleme.
Auf diese Weise können auch Installationen in eine virtuelle Maschine umziehen.