Im Internet stehen viele Programme für den Sinclair QL zum kostenfreien Download bereit- darunter auch ehemals kommerziell angebotene Titel. Sofern man ein Floppy Disk Laufwerk am QL besitzt, gelingt der Datentransfer auf Diskette mit vertretbarem Aufwand.
Die folgende Methode habe ich viele Male erfolgreich ausprobiert. Sie hat allerdings zwei wichtige Voraussetzungen:
- Benötigt wird ein PC mit Windows NT, Windows 2000 oder Windows XP mit einem 3,5 Zoll Floppy Disk Laufwerk. Dieses muss auch in der Lage sein, auf Double Density (720 kByte) formattierte Disketten zu lesen und zu schreiben. Leider gilt das nicht für jedes Laufwerk- das neuste Laufwerk meiner Sammlung (immerhin auch schon 4 Jahre alt) funktioniert nicht. Hier hilft nur ausprobieren (siehe unten).
- Der Sinclair QL muss über ein Floppy Disk Interface und eine passende Floppy verfügen. Das Interface muss man wohl oder übel kaufen, ein PC Floppy Disk Laufwerk kann man selbst anschliessen
Sind die Voraussetzungen erfüllt, sollte das folgende „Kochrezept“ zum Erfolg führen:
Schritt 1: Sinclair QL Floppy vorbereiten
Am Sinclair QL wird eine Floppy frisch formatiert, unter QLDOS mit
format flp1_mydisk
für eine Floppy im 1.Laufwerk des QL. Eine echte DD Floppy (nur ein Schreibschutz-Schieber, kein Indexloch gegenüber) funktioniert sofort, eine HD Floppy muss mit Klebefilm über dem Indexloch zu einer DD Disk degradiert werden. Die formatierte Disk wird am Sinclair auf Funktionstüpchtigkeit geprüft, zumindest sollte ein
dir flp1_
keine Fehler bringen.
Schritt 2: QEmulator auf dem PC installieren
QDOS Floppies verfügen über ein FAT (MSDOS) ähnliches Dateisystem, unterscheiden sich aber in einigen Punkten. Daher lassen sie sich nicht direkt am PC beschreiben. Die beste Lösung ist die Verwendung des Q-Emulator für Windows, da dieser sowohl QDOS Disketten schreiben als auch (siehe Schritt 3) QL ZIP Files entpacken kann. Der Q-Emulator wird normal installiert. Die Software ist Shareware und bietet den vollen Umfang erst nach Lizenzierung. Für den hier beschriebenen Einsatz genügt aber der normale Modus (klassischer QL).
Am unteren Rand des Q-Emulatorfensters sind vier „Slots“ für echte Disketten oder Images:
Mit der rechten Maustaste können hier echte Laufwerke („QDOS Floppy Disk…“) oder Verzeichnisse („Attach Directory…“) angemeldet werden.
Nach Einlegen der in Schritt 1 formatierten Disk und dem Zuweisen von Laufwerk A: zu Slot 1 sollte ein
dir flp1_
den (leeren) Inhalt der Disk und die freien Sektoren zeigen.
Schritt 3: Entpacken von ZIP-Archiven auf QDOS Disks
Zum Entpacken ist ein UNZIP Programm im Q-Emulator erforderlich. Der Grund: Im Archiv sind Meta-Informationen zu jeder Datei gespeichert, die sich nur auf QDOS Disketten schreiben lassen. Sie gehen bei Entpacken auf anderen Dateisystemen verloren. Um dem Q-Emulator ein UNZIP „unterzuschieben“, geht man so vor:
- Man benötigt das von Rich Mellor (RWAP Software) bereitgestellte Archiv QEmulator-Unzip. Diese Version funktioniert nur unter Windows mit dem Q-Emulator.
- Das Archiv wird an eine beliebige Stelle entpackt (z.B. nach c:\programme\q-emulator\unzip).
- Anschliessend wird dieses Verzeichnis in Slot 3 des Q-Emulators eingehängt („Attach Directory…“ wie in Schritt 2)
- In Slot 2 wird schliesslich ein Austauschverzeichnis für die zu entpackenden ZIP Archive eingehängt, bei mir ist das C:\TEMP
Schritt 4: ZIP entpacken und auf Disk schreiben
Der Rest ist nun geradeaus zu erledigen:
- Das zu entpackende ZIP Archiv kommt nach C:\TEMP, die Datei wird unter Windows umbenannt und der Punkt als Trenner durch einen Unterstrich ersetzt (also z.B. MYFILE.ZIP nach MYFILE_ZIP)
- Im Q-Emulator wird die Datei auf Disk kopiert:
copy flp2_myfile_zip to flp1_myfile_zip
- Dann wird das UNZIP Programm aufgerufen:
exec flp3_unzip;'flp1_myfile_zip'
(2x ENTER, evtl. Fehlermeldung bzgl. nicht gefundener Bibliotheken können ignoriert werden) Zur Syntax: Die Parameter für UNZIP kommen in einfache Hochkomma, zwischen dem UNZIP und den Parametern steht ein Semikolon - Das Laufwerk sollte jetzt summen und die Dateien auf der Disk entpacken.
Die so erzeugte Disk sollte im echten Sinclair QL erkannt werden, die Programme sollten ausführbar sein.
… und ausserdem
Leider läuft nicht jedes Programm auf Anhieb. Ich konnte Easel, Archive und Abacus von Dilwyn Jones Sinclair QL Pages von der Floppy laufenlassen (Floppyversionen), Quill 2.35 will nicht… . Oft liegt das an fest kodierten Laufwerksprefixes, die auf MDV zeigen. Dann kann ein „microdrive to floppy disk program converter“ helfen, der entsprechende Strings im Programmcode tauscht.