Betriebssysteme

Apple A/UX

In den Jahren von 1988 bis zur finalen Version (3.1.1) im Jahr 1995 hat Apple als Alternative zum Apple System bzw. MacOS auch ein UNIX-Derivat angeboten. A/UX wurde von der Firma UniSoft im Auftrag von Apple portiert. Basis war das AT&T UNIX System V Release 2.2 mit einigen zusätzlichen Features aus System V Release 3 und 4 sowie 4.2 and 4.3 BSD. A/UX entsprichent den POSIX und System V Interface Definitionen (SVID) und enthält einen TCP/IP Netzwerkstack.
Das Besondere an A/UX ist die Kompatibilität zu Macintosh System 7- auf dem UNIX Kernel führt A/UX einen System 7 Finder aus, der auch die UNIX Dateisysteme sehen kann und eine UNIX Rechtevergabe für Dateien erlaubt. A/UX ist natürlich ein Mulituser-/Multitasking System und kennt verschiedene Benutzer und die Systemadministratorin root. Neben einer Reihe von System 7 Programmen kann A/UX auch portierte UNIX Software ausführen. Dazu enthält das System einen X Window R4 Server. Natürlich wird auch ein CLI in Form einer UNIX C-Shell bereitgestellt.
Apple hat A/UX zusammen mit speziell ausgestatteter Macintosh-Hardware auch als Apple Workgroup Server (AWS) vermarktet, zuletzt als Apple Workgroup Server 95. Bestandteil des WGS ist meist die netzbasierte Backup-Software RetroSpect, die zusammen mit einem geeigneten Backup-Medium (z.B. Streamer) ein Client/Server-basierte Backuplösug für Macintosh-Clients im Netz realisiert.

Apple SOS

Das Sophisticated Operating System (S.O.S.) oder Sara Operating System ist das Betriebssystem des Apple ///. Es wurde von Grund auf neu geschrieben und bringt als erstes Microcomputer-Betriebssystem Gerätetreiber für den Zugriff auf Hardwarekomponenten mit. Eine Programmdiskette besteht aus einem Kernel SOS.kernel, einem Interpreter SOS.Interp sowie einem Satz Treiber SOS.Driver. Der Interpreter kann eine interpretierte Programmiersprache sein (Apple Business BASIC) eine Compiler IDE (Apple COBOL, Pascal oder Fortran) oder auch eine Anwendung wie Apple /// EZ Pieces oder die System Utilities. Mit dem Device Management Programm können Treiber von einer Diskette mit einer Treibersammlung in die Datei SOS.driver eingebaut und konfiguriert werden. Dieser Prozess wird in Anlehnung an das Vorgehen bei Großrechnern als Betriebssysemgenerierung bezeichnet. Das Dateisystem von SOS wird in Apple ProDOS weiter verwendet und ist die Grundlage für das HFS-Dateisystem des Macintosh. Es ist hierarchisch aufgebaut und kennt Unterverzeichnisse und unterstützt Festplatten.

Apple II ProDOS

Apple ProDOS ist ein Betriebssystem für Computer der Apple-II-Baureihe. Die Version 1.0 wurde im Oktober 1983 als Ersatz für Apple DOS 3.3 von Apple Computer herausgegeben, basierte aber stärker auf Apple SOS des Apple /// als auf Apple DOS. Der Source Code von ProDOS ist mittlerweile freigegeben, im September 2016 veröffentlichte der Entwickler John Brooks die Version ProDOS 8 2.4.
Während sich für BASIC Programmierer durch ProDOS wenig änderte, ist der Aufbau von ProDOS deutlich vom alten DOS 3.3 verschiedene. ProDOS bietet standardisierte Einsprungadresse für Assemblerroutinen, kennt Verzeichnisse und Unterverzeichnisse, unterstützt bis zu 32 MB grosse Datenträger, realisiert multiple logische Laufwerken auf einem physischen Laufwerk, unterstützt von bis zu 20 verschiedenen Dateitypen und 8 gleichzeitig geöffnete Dateien. 140 KB 5¼-Zoll-Disketten wurden weiterhin unterstützt und liefen schneller als mit DOS 3.3. Eine Programmdiskette besteht aus dem Betriebssystem PRODOS.SYSTEM und mindestens einem Anwendungsprogramm oder Interpreter, z.B. BASIC.SYSTEM als CLI für den Zugriff auf Applesoft BASIC. Anders als der Apple /// hat der Apple //e den eigentlichen BASIC Interpreter als Firmware im ROM, BASIC.SYSTEM muss also nur die Verbindung dorthin bereitstellen.

Apple II GS/OS

GS/OS kam 1988 schon als Version 4.0 erstmalig auf den Markt. Viele der in ProDOS und dem Apple III Betriebssystem SOS vorhandenen Techniken waren in diese Neuentwicklung eingeflossen. GS/OS brachte eine grafische Oberfläche mit, den Finder. Die Namensgleichheit zum Macintosh Betriebssystem kommt nicht von ungefähr, denn obwohl der Finder des GS/OS eine eigenständige Entwicklung darstellt, sind viele der vom Mac bekannten GUI Elemente auch in der GS/OS Variante vorhanden. GS/OS ist ein vergleichsweise modernes System, es kennt Treiber für Geräte, ein abstraktes Dateisystem mit verschiedenen file system translators (FST) zum Zugriff auf unterschiedliche Dateisysteme und ein zentrales Drucksystem mit Treibern für unterschiedliche Drucker. Nicht nur die eingebauten Schnittstellen und Standardgeräte werden unterstützt, auch SCSI Schnittstellen und MIDI Ports lassen sich ansprechen.
GS/OS ist zudem netzwerkfähig, denn es unterstützt AppleTalk über die vorhandene RS-422 Schnittstelle und bringt den IIGS in serielle Macintosh-Netze. Dieser Funktionsumfang fordert seinen Tribut bei den Systemressourcen- mindestens 512 MB und eine überarbeitete Firmware (ROM01) ist Einsatzvoraussetzung.
Als 1989 die verbesserte Version 5.0.2 auf den Markt kam, hatten auch neue, vom Macintosh entliehene Techniken wie Desktop-Accessoires und verbesserte SCSI Unterstützung Einzug gehalten. Die letzte veröffentlichte Version 6.0.1 erschien dann 1993. Sie kann mit Standarddialogen für viele GUI Aktionen, verbesserten Treibern, einem überarbeiteten Finder und deutlich erhöhter Geschwindigkeit aufwarten. Es werden nun auch PostScript Drucker unterstützt. GS/OS 6.0.1 fühlt sich auch heute noch modern an- das look & feel entspricht dem des Macintosh System 7. Umsonst ist dieser Komfort nicht- mindestens 1,25 MB RAM sind Bedingung, also mindestens eine 1 MB Speichererweiterung im Memory Slot. GS/OS 6.0.1 ist heute kostenfrei von Apple verfügbar und kann in Form von Diskimages heruntergeladen werden. Apple hat ausserdem den Quellcode freigegeben. Dies wurde von einigen Fans genutzt- 2016 ist eine verbesserte Version 6.0.3 erschienen.

Atari MINT

MiNT ist ein multitaskingfähiges Betriebssystem für Atari TOS Computer. Es ist modular aufgebaut:

  1. Multitasking-fähiger Ersatz für die GEMDOS Komponente des TOS Betriebssystems als Kernel.
  2. Multitasking-fähiges AES für GUI-Elemente von GEM Programmen. Es sind verschiedene AES Alternativen einsetzbar (N.AES, XaAES)
  3. Passender Desktop
  4. UNIX-artiges „Userland“ mit Portierungen vieler Kommandozeilen-Programme aus dem BSD/Linux-Bereich

Der MiNT Kernel hat seine Wurzeln in NetBSD und wurde ursprünglich von einem Atari-Mitarbeiter (Eric Smith) entwickelt. Die Entwicklung erfolgte über mehrere Stufen, Atari selbst vertrieb eine Kombination von MiNT Kernel und MultiAES als MultiTOS. Die Software ist im Quellcode verfügbar und konnte daher nach Schliessung von Atari weitergeführt werden (FreeMiNT). Heute ist MiNT als SpareMiNT-Distribution bzw. mit weitgehend automatischer Installation als EasyMiNT verfügbar. Es wird kontinuierlich weiterentwickelt. Besonders die Adaption bekannter Unix/Linux Tools erleichert den Umgang mit MiNT: So ist der RPM Paketmanager zur Installation von Softwarepaketen verfügbar.

MiNT ersetzt das ursprüngliche TOS jedoch nicht vollständig. Vielmehr hängt sich MiNT über definierte Schnittstellen in das ursprüngliche GEMDOS als zuständige TOS Komponente. Dadurch bleiben für TOS entwickelte Hardwaretreiber nach wie vor nutzbar. So ist für die Massenspeicherverwaltung HDDRIVER benutzbar, NVDI steuert die Grafikkarte an und stellt Fonts bereit und MetaDOS oder ExtenDOS spricht CDROMs an.

BeOS

BeOS 4 (1998) ist ein Einbenutzersystem mit einem modularen Hybridkernel für X86- und PowerPC-Prozessoren. Es ist vollständig als grafischen Betriebssystem ausgelegt. Es unterstützt Mehrprozessorsysteme mit bis zu acht Prozessoren und ist multitasking- und multithreadingfähig und besitzt einen Speicherschutz. Es verwendet ein eigenes BeFS genanntes 64-Bit-Journaling-Dateisystem. BeOS verzichtete auf die Trennung von Kernel und grafischer Oberfläche. USB und PCMCIA werden experimentell unterstützt, Grafikkarten können mittels eines VESA-Treibers angesprochen werden. Mit World O Networking (WON) kann auf Windows-Rechner über das Netzwerk zugegriffen werden.

GEOS

Der Graphical Environment Manager (GEM) ist eine grafische Benutzeroberfläche der Firma Digital Research. Kurz nach dem Erscheinen der PC-Version GEM/1 1985 wurde Digital Research von Apple Computer Inc. verklagt, weil das Look and Feel weitgehend dem der Macintosh-Oberfläche entsprach. Digital Research verpflichtete sich, die PC-Variante von GEM deutlich zu verändern und hat überlappende Fenster und den Papierkorb entfernt. Nach der Übernahme von Digital Research durch Caldera wurde die PC-Version unter die GPL gestellt. Die Einschränkungen wurden z.T.rückgängig gemacht und Anwendungen wurden ergänzt. Der verwendbare Arbeitsspeicher ist noch immer auf 1 MiB begrenzt. Die Entwicklung der PC-Version von GEM wird unter dem Namen OpenGEM bzw. FreeGEM fortgeführt.

IBM OS/2 Version 2.0

IBM stellte OS/2 2.0 am 1. April 1992 vor und nannte es in seinen Werbekampagnen als ein besseres DOS als DOS und ein besseres Windows als Windows. OS/2 2.0 ist ein 32-Bit Betriebssystem und benötigt daher mindestens einen i386 Prozessor. Es kann MSDOS- und Windows- Anwendungen (Standardmodus) ausführen, sowohl im Fenster als auch im Vollbild, allerdings mit eingeschränkter Auflösung (640×480/ 16 Farben). Als GUI dient die objektorientierte Workplace-Shell. Die Workplace Shell merkt sich zudem die offenen Anwendungen beim Herunterfahren und startet diese beim erneuten Hochfahren wieder.

IBM OS/2 Version 3 (Warp)

OS/2 Warp 3 wurde 1994 von IBM veröffentlicht und sollte durch sein MS Windows-Subsystem „ein besseres Windows als Windows“ sein. Zunächst war OS/2 Warp 3 nicht netzwerkfähig, ein entsprechender Requester musste manuell nachinstalliert werden. Mit der verbesserten Connect Version brachte die Betriebssystem-CD schon alle erforderliche Software mit. Die „Multi Protocol Transport Services“ MPTS betteten alle damals wichtigen Netzprotokolle ein, darunter auch TCP/IP.

OPENSTEP 4.2

OpenStep ist ein Microkernel-Betriebssystem, das den Mach-Mikrokernel in der Version 2.4 verwendet. Darauf ist ein BSD-Unix aufgebaut, das die Betriebssystem-Funktionen (präemptives Multitasking, Multithreading und Speicherschutz usw. bereitstellt). Zur Grafikausgabe wird Display PostScript von Adobe verwendet. Ausserdem kommt Objective-C zusammen mit einem objektorientierten Anwendungs-Framework zum Einsatz. Als Dateisystem wird das auch bei den verschiedenen BSD-Unix-Varianten eingesetzte UFS verwendet. Die Benutzerumgebung enthält ua. einen Installer/Deinstaller, das Webster-Wörterbuch, einen leistungsfähigen Texteditor, zahlreiche Administrationswerkzeuge, Unterstützung für Windows- und Netware Netze und ein Mailprogramm. Die Bedienung der GUI stützt sich auf vertikale Menüs, Kontextmenüs und forciert eine einheitliche Gestaltung aller Anwendungen durch Beschränkung auf eine API. OPENSTEP ist in Versionen für die NeXT-eigene Hardware, SUN Sparc, HP PA-Risc und Intel Systeme verfügbar. Anwendungen werden oft als Fat Binaries mit Dateien für alle diese Plattformen ausgeliefert.
 

 
Meine Erfahrungen mit OPENSTEP 4.2 sind hier dokumentiert:

QDOS (Sinclair)

QDOS ist das Betriebssystem des Sinclair QL und besitzt eine integrierte Shell und einen Basicinterpreter (SuperBASIC). Es bietet echtes präemptives Multitasking. Die Benutzeroberfläche bietet einfache Fenstertechnik mit in derselben Ebene liegenden Bitmap-Fenstern. Für die Textausgabe in jedem Fenster können eigene Zeichensätze zugeordnet werden. QDOS unterstützt mit dem QLAN Netzwerk ein serielles 100 kBit/sNetz mit bis zu 63 Sinclair QL. Ein Fileserver erfordert jedoch die ROM Erweiterung Toolkit 2 des Drittherstellers QJump, dieser bietet dann Zugriff auf entfernte Speichermedien und Drucker anderer Netzwerkteilnehmer.

UCSD p-System

Das USCD p-System ist die erste integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) und erzeugt maschinenunabhängigen p-Code (Pseudocode). Es gilt daher in dieser Hinsicht als Vorläufer von Java. Es wurde unter der Leitung von Ken Bowles an der Universität von Californien, San Diego entwickelt. Das p-System fußte auf der 1971 von Niklaus Wirth entwickelten Programmiersprache Pascal. Die vollständige Entwicklungsumgebung bestehend aus Compiler, Filer, Editor und Debuggermachte Pascal überhaupt erst populär.Neben Pascal wurde auch Compiler für andere Programmiersprachen wie Fortran für das p-System entwickelt.
Der Kern des p-System stellt eine virtuelle Maschine bereit, die einen eigenen Maschinencode abarbeiten kann, den p-Code. Nur der Kern muss also auf eine konkrete Rechnerarchitektur angepasst werden, alle anderen Komponenten und auch die Entwicklungsumgebung selbst laufen im p-Code unabhängig davon. Das p-System wurde auf vielen Mikrocomputern zur Programmentwicklung eingesetzt, etwa bei Apple II und bei Atari ST-Rechnern.