Nach dem Wechsel auf Ubuntu 9.04 „Jaunty Jackalope“ als Desktop-Betriebssystem sind für einen Fedora Core- Umsteiger einige Dinge anders als gewohnt. Hier ein paar Praxis-Tipps:
Problem:
Ein am Parallelport angeschlossener Drucker funktioniert nicht
Lösung:
Wahrscheinlich sind nicht alle erforderlichen Module für die parallele Schnittstelle nicht vollständig geladen. Nach der Installation sind zwei Module aktiv (Ausgabe von lsmod):
lp 17156 0
parport 42220 3 ppdev,lp
Es fehlt das PC-spezifische Parport-Modul; das lässt sich auch aus dem Systemlog (/var/log/messages) nachvollziehen:
lp: driver loaded but no devices found
Das Nachladen des Moduls behebt das Problem:
sudo modprobe parport_pc
Im Systemlog wird gemeldet:
parport0: PC-style at 0x278 (0x678), irq 5, dma 3 [PCSPP,TRISTATE,COMPAT,EPP,ECP,DMA]
Damit das Modul beim Boot automatisch geladen wird, ist ein Eintrag in /etc/modules erforderlich; einfach den Modulnamen in einer einzelnen Zeile eintragen.
Problem:
Beim Aktivieren des Netzwerks soll ein bestimmtes Kommando ausgeführt bzw. ein Daemon gestartet werden
Lösung:
Wenn die Netzinterfaces über das GUI-Tool „Netzverbindungen“ konfiguriert wurde, ist der beste Weg, in /etc/network/ip-up.d das passende Startscript zu hinterlegen. Die dort vorhandenen Scripts können als Muster dienen.
Problem:
Die Installation soll auf einem System mit einem On-Board RAID Controller erfolgen. Der Ubuntu-Installer sieht aber die einzelnen Platten und ignoriert anscheinend die RAID Einstellungen.
Lösung:
Die auf Mainboards im Consumer-Bereich verbauten Chips/Chipsätze bieten oft kein wirkliches Hardware-RAID. Vielmehr stellen sie Multikanal-Diskcontroller mit einer besonderen BIOS Unterstützung zur Konfiguration dar. Die Realisierung der RAID Level muss mehr oder weniger umfangreich der jeweilige Treiber (und damit die Host-CPU) zum Chip/Chipsatz übernehmen. Vielfach spricht man hier von einem „Fake RAID“.
Der auf meinem ASUS Board verbaute Intel ICH8R Chipsatz stellt ein derartiges RAID bereit. Ubuntu 9.04 erkennt bei der regulären Installation nur normale SATA Kanäle. Um dennoch eine erfolgreiche Installation unter Nutzung der RAID Funktionen hinzubekommen, muss anders vorgegangen werden:
- Zunächst wird das Installationsmedium als LiveCD gebootet
- Dann wird das Modul „dmraid“ zur Unterstützung installiert
- Nach einer normalen Installation ohneGrub-Einrichtung wird Grub manuell aus einem chroot-Environment installiert und das „dmraid“ Modul in die Init-RAM-Disk übernommen
Das ist das Prinzip des Vorgehens, die Details stehen im
Ubuntu Fake RAID Howto
Zu beachten ist hierbei (Abschnitt zu Ubuntu 9.04):
- Schritt 9, Absatz l, Satz ii ist nur nötig, wenn bereits ein anderes Betriebssystem auf den Platten liegt. Auf einer frischen Neuinstallation wird das find Kommando keinen Bootloader finden.
- Schritt 9, Absatz n ist ebenfalls obsolet, wenn kein weiteres System vorhanden ist.
Das Vorgehen ist im übrigen hervorragend beschrieben und zeigt sehr beeindruckend, welche Vorteile die Installation von einem vollständigen Live System bietet.
Problem:
Beim Booten sollen CIFS (Windows) Shares gemoutet werden, die beim Herunterfahren auch wieder unmountet werden sollen.
Lösung:
Zunächst muss das Paket smbfs installiert sein. Dann reicht für das automatische Mounten ist ein Eintrag in /etc/fstab:
//server/share /meinmountpoint smbfs credentials=/etc/geheim,auto,port=139,ip=1.2.3.4 0 0
Hierbei ist zu beachten:
- /etc/geheim ist eine Datei mit dem Benutzernamen und dem Passwort des Windows-Logins, über das der Share gemountet werden soll. Das steht in zwei Zeilen:
username=windowuser
password=seinpassword
- port=139 erzwingt die Benutzung des klassischen SMB Ports für die Freigabe. smbfs benutzt in der aktuellen Version erst Port 445/tcp und erst bei Misserfolg den Port 139/tcp. Wenn aber der Windows-Server nur 139/tcp kennt, entsteht dadurch eine überflüssige Verzögerung.
Eigentlich würde das auch für das Unmounten reichen, aber hier wird es schwierig:
Weil beim Shutdown erst das Netzwerk gestoppt wird und dann alle Mounts entfernt werden, hängt der Shutdown. Abhilfe schafft ein Verlinken des Scripts /etc/init.d/umountnfs.sh in die passenden SysV Initverzeichnisse:
ln -s /etc/init.d/umountnfs.sh /etc/rc0.d/K17umountnfs
ln -s /etc/init.d/umountnfs.sh /etc/rc6.d/K17umountnfs
Dieses Script übernimmt das Abhängen nicht nur von NFS-, sondern auch von allen anderen Netzuwerkmounts.