Für den DVB-T Empfang verwende ich eine Settop-Box von Siemens, das Gigaset M740-AV. Diese Box besitzt einen Ethernet-Port und kann auf SMB-Shares im Netzwerk direkt aufzeichnen. Die erzeugten Dateien enthalten die DVB Tranport Streams (MPEG), allerdings wird ein eigenes Format verwendet. Dies zerlegt die aufgezeichneten Sendungen in einzelne, jeweils max. 250 MB grosse Dateien.
Um daraus Video-DVD’s zu machen, sind mehrere Schritte nötig:
- Die einzelnen, zu einer Aufzeichnung gehörenden Dateien werden zu einem Transport Stream (TS-Format) zusammengefügt. Dazu benutze ich das Java-Programm Cridmanager unter Linux. Da meine Aufnahmen sowieso auf einem Netzwerk-Server liegen, mounte ich den entsprechenden Share auf meiner Workstation und benenne den Mountpoint als Verzeichnis im Cridmanager.
- Anschliessend entferne ich Vor- und Nachlauf sowie die Werbeeinblendungen
in den Aufnahmen. Hierzu dient das Programm ProjectX Beim Schneiden zerlegt ProjectX den TS-Stream in eine Audio- und eine Video-Datei (Demultiplexing, „demux“). - Vor der weiteren Bearbeitung müssen die Demux-Dateien wieder zusammengefügt werden (Multiplexing). Dazu verwende ich das Tool „mplex“ aus den MJpeg Tools.
mplex -f8 -v1 -o output.mpg input.m2v input.m2a
wobei .m2v die Video- und .m2a die Audio Datei ist, die Dateiendungen können abweichen.
Am Ende liegt eine MPEG2-Datei (.mpg) vor, die sich bereits mit gägigen Video-Abspielern unter Linux (xine, VLC, MPlayer) abspielen lässt. Auf meinem Server habe ich einen weiteren Share eingerichtet, auf dem ich diese Dateien sammle. Dieser Share ist auf dem Gigaset M740-AV als weiterer PC angemeldet, über die Funktion „Media Locator“ kann ich die Aufnahmen der Sammlung direkt abspielen.
- Zur Langzeit-Archivierung besonders beliebter Aufnahmen sinnvoll, aus den Aufnahmen Video-DVD’s zu brennen. Dazu sind unter Linux einige Tools verfügbar; als Frontend bietet sich das GUI (GTK/Gnome Anwendung) DeVeDe an. Diese erzeugt ISO-Images von Video-DVDs, die ich mit K3B auf einen DVD Rohling brenne.
Tipps und Probleme
- Cridmanager und ProjectX brauchen das richtige Java Runtime Environment (JRE)Das unter Fedora Core 6 normalerweise installierte JRE ist nicht brauchbar für den Cridmanager. Es gibt Fehlermeldungen beim Start und die Fensterbereiche lassen sich nicht zoomen, die Baumstruktur des crid-Verzeichnisses beim Cridmanager ist nicht erkennbar, ProjectX zeigt kein Bild usw. Zur Problemlösung ist das aktuelle Java Runtime Environment (JRE) (derzeit Version 6 Update 4) von SUN zu installieren. Danach ist es allerdings noch nicht als verwendete „Default“ Umgebung aktiv, sondern muss durch den „Alternatives“ Mechanismus aktiviert werden (root-Rechte nötig):
/usr/sbin/alternatives --install /usr/bin/java java /usr/java/j2re6u3/bin/java 2
/usr/sbin/alternatives --config java
(der Pfad zu bin/java kann abweichen, also prüfen !)
Der letzte Befehl bringt ein Auswahlmen¨ zur Wahl der Java-Umgebung, hier muss die eben installierte Umgebung gewählt werden.
- Video-DVDs flackern/ruckeln beim Abspielen auf einem Hardware DVD Player am FernseherBewegungsunschärfen bei Video-DVDs im PAL Format sind i.d.R durch Probleme beim Interlacing (Zeilensprungverfahren) begründet. Ein normales PAL Bild mit 720 Spalten und 576 Zeilen wird zwei Halbbildern mit jeweils halber Zeilenanzahl gesendet (gerade/ungerade Zeilen). Diese müssen natürlich in der richtigen (ursprünglichen) Reihenfolge in der PAL- MPEG-Datei (interlaced) liegen. Ist diese Reihenfolge durcheinander, sind unbewegte Bildteile scharf, bewegte Teile flackern jedoch.
Abhilfe schafft bei mir ein Deinterlacing des Videos (in DeVeDe einstellbar, FFMGPEG-Deinterlacing). Dann werden die Halbbilder zu Vollbildern synchron vereinigt.
Ein paar Hintergründe (mein derzeitiger Wissensstand):
- Software-Videoplayer am PC oder LCD/Plasma-Fernseher zeigen deinterlaced Videos direkt an. Werden sie mit interlaced MPEG gefüttert, wird das Bild vor der Anzeige deinterlaced- ein digitales System kennt keine Zeilsprünge, sondern nur Pixel.
- Hardware-DVD Player erzeugen am analogen Ausgang (PAL, SCART) immer ein interlaced Bild, auch wenn sie mit deinterlaced MPEGS gefüttert werden (also Progressive Scan kennen). An einem Digital-Ausgang liegt immer ein deinterlaced Signal an (eben digital)
- Ist ein LCD-Display per PAL Scart an einen DVD Player angeschlossen und spielt der ein deinterlaced MPEG ab, findet also erst ein Interlacing (DVD Player) und dann ein Deinterlacing (LCD) statt- die Qualität ist also entsprechend… besonders, wenn das PAL Bild auf die Pixel des Displays skaliert /interpoliert werden.
- Auch 100Hz Röhrenfernseher machen Deinterlacing und senden dann mit 100Hz das Bild ohne Zeilensprung an die Röhre.
- Richtige Sampling-Raten für Video-DVDsDas Audio-Sampling sollte nicht über 192 Kbps liegen, sonst kriegen Hardware-DVD Player Probleme, eine Video-Rate von 5011 Kbps ist für die Gigaset-MPEGs ideal (Originalrate). Kauf-DVDs kennen oft eine variable Bitrate, die je nach Bildinhalt (Grossaufnahmen vs. Panoramaansichten) angepasst ist.